11.02.2015
Was ist eigentlich "Kultur" und was passiert, wenn unterschiedliche Kulturen zusammentreffen?
Mit integrationserleichternden bzw. behindernden Aspekten des Zusammenlebens beschäftigte sich die Maichinger Initiative für Flüchtlingsfragen bei ihrem Treffen im Februar und hatte dazu eine Integrationsexpertin vom "Europäischen Institut für Migration, Integration und Islamthemen" (EIMI) zu einem Vortrag eingeladen.
Die Theologin Maite Gressel aus Korntal lenkte ihren Blick dabei zu Beginn auf die Ausgangssituation, dass die eigene Kultur zunächst meist eher nicht bewusst ist. Sie drücke sich aus in gemeinsam geteilten Werten, Gebräuchen und Gewohnheiten und bestimme und erleichtere so das Zusammenleben. Sichtbar werde dies etwa beim Stil der Kleidung oder den gesellschaftlich üblichen Festen. Schon eher unbewusst finde die Vermittlung der Normen und Einstellungen statt.
Erst im Zusammentreffen unterschiedlicher Kulturen zeigen sich Unterschiede auf: wie wird mit Zeit umgegangen? Wie wird geplant? Wie werden Entscheidungen getroffen? Wie wird mit Gefühlen umgegangen? Wem fühlen sich die Menschen verantwortlich? Welche Rolle im Zusammenleben spielt die Religion, welche Rolle haben die Geschlechter? Welchen Stellenwert hat der/die Einzelne, welchen die Gemeinschaft, welchen die Freundschaft? Wie erlangt man Status, wer darf bestimmen?
In diesen oft "weicheren" Elementen des Zusammenlebens machte die Referentin auf eine Reihe von unterschiedlichen Umgangsweisen aufmerksam, die im Alltag die gewohnten Abläufe im menschlichen Zusammenleben unterbrechen können. So auch der Umgang mit Ehre, Scham und Tabus. Sei es z.B. für uns schlimm, einen Fehler gemacht zu haben, so sei es in anderen Kulturen nicht auszuhalten sein "Gesicht zu verlieren", wenn man beispielsweise etwas nicht wisse, und sei es auch nur der Weg zu einem bestimmten Ziel.
Auch die "direkte" bzw. "indirekte" Kommunikation, im Gespräch Informationen auszutauschen, Wünsche zu äußern, aber auch Bitten abzulehnen und "nein" zu sagen, könne entweder als effizient oder als unhöflich empfunden werden- je nach kulturellem Hintergrund.
Für das gelingende Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen folgerte die Referentin die Chance, sich der eigene Prägung bewusst zu werden. So erleichtere es den Umgang mit Fremdem/Fremden, Fragen zu stellen, auf Missverständnisse vorbereitet zu sein, offen mit "Störungen" umzugehen und unsere Sicht auf die Welt zu erklären.
"Es geht nicht darum aus einem Syrer einen Deutschen zu machen, sondern ihn zu befähigen mit seiner Kultur hier in unserer Kultur zurecht zu kommen". Dazu hat der Vortrag beigetragen.